„Auf dem Weg zum klimaneutralen Kurort“
Worum geht’s?
Thüringens Heilbäder und Kurorte richten ihren Tourismus schrittweise auf Klimaschutz und Ressourcenschonung aus – entlang der gesamten Reisekette von der Anreise über Unterkünfte und Kureinrichtungen bis hin zu Gastronomie und Freizeitangeboten. Der Thüringer Heilbäderverband hat aus diesem Grund das Vorhaben „Auf dem Weg zum klimaneutralen Kurort“ auf den Weg gebracht. Bad Klosterlausnitz ist einer von 4 Modellorten neben Saalfeld, Bad Langensalza und Bad Sulza. Das Projekt wurde durch das Thüringer Umweltministerium gefördert und von der BTE Tourismusberatungsgesellschaft umgesetzt. Im Ergebnis der Untersuchung liegt für unser Heilbad nunmehr ein ausführlicher Teilbericht vor, der Ziele, Kennzahlen und konkrete Maßnahmen beschreibt.
Das Konzept „Klimaneutraler Kurort“ und das im Juni 2025 vom Gemeinderat beschlossene Kurortentwicklungskonzept 2035 (KEK) greifen dabei ineinander. Während das KEK die strategische Ortsentwicklung, Qualität, Infrastruktur und Profilthemen ordnet, liefert das Konzept „Klimaneutraler Kurort“ die klimabezogenen Leitplanken für Mobilität, Energie, Anwendungen und Angebote. Gemeinsam bilden sie die Grundlage für die weitere kurörtliche Entwicklung.
Warum Klimaneutralität?
Kurorte tragen im Vergleich zu anderen Destinationen eine weitaus höhere Verantwortung gegenüber unserer Umwelt. Wir leben von sauberer Luft, intakter Natur und verlässlichen Heilmitteln. Zugleich entstehen Emissionen durch An- und Abreise, durch Wärme und Strom in Kliniken, Thermen und Unterkünften sowie durch Verpflegung und Aktivitäten. Dieses Spannungsfeld – Gesundheitsort einerseits, CO₂-Fußabdruck andererseits – macht Klimaschutz zur Kernaufgabe eines modernen Heilbades. Wer natürliche Heilmittel und hohe Aufenthaltsqualität bewahren will, ist angehalten Emissionen spürbar zu senken und Ressourcen zu schonen. Das ist nicht nur ökologisch geboten, sondern stärkt auch Image, Wettbewerbsfähigkeit und Akzeptanz – und unterstützt viele Qualitätsziele, die im KEK festgelegt sind.
Rechtlicher Rahmen
Die Zielrichtung ist klar vorgegeben: Das Thüringer Klimagesetz und das Bundes-Klimaschutzgesetz definieren deutliche Reduktionspfade. Für Bad Klosterlausnitz sind vor allem die Sektoren Infrastruktur (Kliniken, Unterkünfte, Gastronomie, Thermen) und Verkehr (An-/Abreise, Mobilität vor Ort) relevant. Thüringen hat seit 1990 bereits erheblich reduziert; die anspruchsvollsten Schritte liegen jedoch noch vor uns. Für den Kur- und Gesundheitstourismus bedeutet das: Wir verbinden unsere ortsspezifischen Qualitätsziele (KEK) mit verbindlichen Klimazielen – und priorisieren dort, wo der Hebel am größten ist.
Was wurde betrachtet?
Die Analyse folgt der gesamten Reisekette: Mobilität (An-/Abreise und Bewegung vor Ort), Kur- und Heilmittel, Unterkunft, Gastronomie/Verpflegung sowie Aktivitäten/Freizeit. Für jeden Teilbereich wurden Reduktionspfade bis 2030 und 2040 entwickelt. Aus heutiger Sicht werden die 2030-Zwischenziele in den Modellorten nicht vollständig erreicht. Deshalb müssen die Maßnahmen in der Dekade bis 2040 umso konsequenter greifen. Entscheidend ist die Reihenfolge also die Priorisierung der Hebel Mobilität, Energieversorgung, Angebote, Kommunikation und Organisation.
Wo stehen wir?
Bad Klosterlausnitz besitzt ein klares Gesundheitsprofil: drei Rehabilitationskliniken mit hoher Qualität und Auslastung, ein modernisiertes Kurmittelhaus mit vielfältigen Gesundheitsangeboten sowie eine Therme welche mit Ihrem umfangreichen und einzigartigem Entspannungsangebot punkten kann. Die naturnahen Angebote – Kurterrainwege, Nordic-Walking-Strecken, Wandern und Rad sind grundsätzlich klimafreundlich, jedoch fällt die Anreise der Besucher noch überwiegend mit dem PKW - im Individualverkehr - aus. In den Beherbergungen entstehen Emissionen vor allem über Wärme und Strom. Im Klinik und Thermenbereich ist der Hebel aufgrund der Größe der Einrichtungen besonders groß. Positiv ist, dass erste Maßnahmen bereits wirken. Gleichzeitig bestehen Lücken: Zertifizierungen sind noch nicht flächig etabliert, und bei energieintensiven Angeboten – etwa Thermenbetrieb oder moorbezogene Anwendungen – braucht es Transformationspfade. Die Entfernung des Bahnhofes zum Ort bzw. dessen Anbindung ist ebenfalls als nicht optimal zu werten. Insgesamt ergibt sich ein ermutigendes, aber realistisches Bild: Stärken sind vorhanden, die größten Potenziale liegen in Mobilität und Energie.
Was ist zu tun?
Zentral sind Lösungen in der Mobilität umzusetzen. Der Bahnhof Hermsdorf-Klosterlausnitz ist mit verlässlichem Anschluss ins Kurviertel, klarer Wegeleitung und verbessertem Wochenendverkehr auszustatten. Ein Transportmittel, welches Bahnhof, Kliniken, Ortszentrum und Therme verlässlich und niederschwellig – also ohne spürbare Hürden - verbindet, senkt Alltagswege. Sichtbare Ladepunkte und ein Mobilitätshub (Parken, Umstieg, Radverleih, Information) erleichtern die An- und Weiterreise ohne eigenes Auto. In der Energieversorgung der Gebäude gilt: Ökostrom ist der Vorzug zu geben, erneuerbare Wärme, Dämmung und moderne Regelungstechnik. Große Verbraucher benötigen einen Stufenplan für Gebäudehülle, Anlagentechnik und PV/Wärmerückgewinnung.
Bei Heilmitteln ist die Klimawirkung mitzudenken: Wo Moor genutzt wird, sollten Alternativen, Reduktion oder ergänzende Angebote mit geringerem Fußabdruck entwickelt werden – gleichzeitig kann die besondere Moor-Tradition als Lern- und Erlebnisraum vermittelt werden. In der Gastronomie helfen regional-saisonale Ausrichtung, höhere pflanzliche Anteile, energieeffiziente Zubereitung und konsequente Abfallvermeidung. Freizeit & Aktivitäten sollten so gestaltet sein, dass sie ohne Auto leicht zugänglich sind: zusätzliche, gut auffindbare Radrunden und Wanderrouten, Bus-&-Bike-Bausteine, geführte Touren. Die im KEK 2035 beschriebenen Qualitäts- und Infrastrukturmaßnahmen tragen dabei wesentlich zur Klimaneutralität bei.
Wie gehen wir das an?
Es braucht eine schlanke Organisation. Mithilfe einer kleinen Steuerungsgruppe können Themen priorisiert, gesteuert und verbindlich gemacht werden. Niedrigschwellige Erstberatungen (z. B. über Landes- und Energieagenturen) und aktive Unterstützung für Betriebe bei Anträgen beschleunigen Investitionen in Effizienz und erneuerbare Energien. Hinzu kommt eine ehrliche und einladende Kommunikation ohne Zeigefinger – mit sichtbaren Beispielen. Es bedarf eines realistischen Zeitplans, der rasch Wirkung entfaltet und gleichzeitig die großen Brocken vorbereitet:
All diese Schritte sind kompatibel mit dem Kurortentwicklungskonzept 2035 und sollen ausdrücklich daran anknüpfen: Das KEK gibt die räumliche, organisatorische und qualitative Entwicklungslinie vor, während das Konzept „Klimaneutraler Kurort“ die klima- und energierelevanten Maßnahmen und Prioritäten definiert. Beide Konzepte bilden gemeinsam die Grundlage für Entscheidungen von Gemeinderat und Verwaltung, für Investitionen unserer Leistungsträger und für eine stimmige, zukunftsfähige Positionierung unseres Heilbads.
Klimaschutzkonzept Saale-Holzland-Kreis
Status Quo
Der Saale-Holzland-Kreis ist nach Erstellung des Leitbildes „Energie und Klimaschutz“ den nächsten Schritt gegangen und hat gemäß einem Kreistagsbeschluss ein Klimaschutzkonzept (KSK) erstellt. Der Landkreis hat dafür Fördermittel aus der „Nationalen Klimaschutzinitiative" bewilligt bekommen. Mit dem Klimaschutzkonzept werden die Aktivitäten der letzten Jahre zusammengefasst, das Profil des Landkreises weiter geschärft sowie die Strategie für den Klimaschutz zukunftsträchtig ausgerichtet. Das Konzept eröffnet die Möglichkeit zur Erschließung weiterer Effizienzpotenziale und CO2-Emissionsminderung in der Region.
Konzeptfortschreibung
Der Saale-Holzland-Kreis arbeitet aktuell an einer Fortschreibung des Klimaschutzkonzeptes. Informationen zu Beteiligungsmöglichkeiten erhalten Sie hier.
Umwelt- und Naturschutzprojekte unterstützen
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